Darf ich bitten?! #5

Heute bitte ich Katja vom Blog Gedankenwaben zum Interview. Katja und ihr Mann haben ein kleines Mädchen adoptiert und berichten uns, wie sie das Verfahren erlebt haben und heute gemeinsam leben.

  1. Warum habt ihr Euch für eine Adoption entschieden?

In unserem Umfeld sind Kinder etwas ganz Selbstverständliches. Auch angenommene Kinder. Und da mein Mann ebenfalls adoptiert ist, war dieser Weg zum Kind für uns die normalste Sache der Welt. Genetik hatte und hat im Bezug auf unseren Kinderwunsch einfach keinen besonderen Stellenwert.

2. Wie hat Euer Umfeld auf Euer Vorhaben reagiert?

 Alle haben sich wahnsinnig mitgefreut. Besonders unsere selbst adoptierten Familienmitglieder und Freunde.

3. Welche Form der Adoption liegt bei Euch vor?

 Die offene Adoption.

4. Wie habt ihr das Bewerberverfahren erlebt?

Als durchweg positives Abendteuer. Wir haben heute noch Kontakt zu unserer begleitenden Sozialpädagogin. Für uns wohnt der Klapperstorch im Jugendamt.

5. Was habt ihr als größte Belastung, was als größte Freude während des Adoptionsverfahrens empfunden?

 Das ganze Verfahren war für uns eine Freude. Ein Abenteuer, ein Vorbereiten auf unser Kind. Belastend war ehrlich gesagt gar nichts.

6. Wie habt ihr die Wartezeit verbracht? Welche Gefühle waren währenddessen am präsentesten?

 Wir haben nicht wirklich lange gewartet. In der Wartezeit an sich waren wir entspannt. Unser Alltag ging ganz normal weiter.

7. Wie lange habt ihr auf den besagten Anruf gewartet? Was waren Eure Gedanken und Gefühle als das Telefon klingelte?

Der Anruf kam bezeichnenderweise nach 9 Monaten. Von da an stand die Zeit still.

8. Was war Eure erste Anschaffung für Euer Kind?

Ein MaxiCosi, um von der Klinik nach Hause zu kommen.

9. Wie habt ihr die erste Begegnung mit Euerm Kind erlebt?

 Wie beschreibt man die erste Begegnung mit seinem Kind? Gar nicht! Denn: unbeschreiblich! Nicht in Worte zu fassen.

10. Habt ihr Kontakt zu den leiblichen Eltern Eures Kindes? Wie nennt ihr die leibliche Mutter/ den leiblichen Vater?

Wir haben Kontakt zur Herkunftsfamilie. Mehr möchten wir hier nicht angeben, das ist zu privat. Unser Kind nennt seine leibliche Mutter „Bauchfrau“. Mein Mann seine auch.

11. Habt oder hattet ihr „BitteNicht“ –Momente? Wenn ja, welche?

Nein. Nie. Also, außer der üblichen Nervmomente mit Kindern.

12. In welchen Alltagsmomenten zeigt sich, dass ihr eine besondere Familie seid? Seid ihr das überhaupt?

 Wir fühlen uns nicht besonders und sind es auch nicht. Besonders an unserer Familienkonstellation ist höchstens, dass unser Kind schon eine Geschichte mitbringt, die wir kennen und mittragen. Das ist nicht besser oder schlechter, sondern anders. Und bedarf manchmal gesonderter Herangehensweisen im Alltag, z. B. bei der Biografiearbeit. Herausfordernd in unterschiedlichster Art und Weise sind alle Kinder. Außerdem ist jede Adoption individuell zu betrachten. Es gibt ja auch verschiedene Adoptionsformen. Allgemeinplätze – wie man sie oft im Internet liest – sind hier wirklich unangebracht. Kurzum: Adoptiveltern sind erst mal auch einfach nur Eltern.

13. Habt ihr ein Adoptionsbuch für Euer Kind angelegt? Was ist Inhalt? Wie nutzt Euer Kind das Buch?

 Nein, wir haben kein Adoptionsbuch, sondern normale Fotoalben. Da wir offen adoptiert haben, müssen wir keine theoretische Biografiearbeit leisten. Unser Kind lebt seine Geschichte im Alltag. Aus diesem Grund hat sie keine gesonderte Bedeutung.

14. Habt ihr Euch auf die Adoption vorbereitet? Wenn ja, wie?

Adoption war ja schon Teil unserer Familiengeschichte. Wir sind sehr verwoben mit dem Thema. Vorbereiten mussten wir uns da nicht groß. Auf Kinder kann man sich auch nicht wirklich vorbereiten. Wenn sie da sind – egal, woher sie kommen – steht eine Giraffe im Zimmer und alles ist neu und anders. Wer Kinder hat lebt auf dünnem Eis, das ist einfach so

15. Welche Tipps könnt ihr Adoptionsbewerbern und werdenden Adoptiveltern mit auf den Weg geben?

Seid offen für das Abenteuer Kind mit allem was dazugehört.

Liebe Katja, vielen Dank für das Interview!!