FrauBittes Wutrede zu „Die Adoption“

Am Dienstag lief im Ersten eine Doku mit dem Titel „Die Adoption“. „Cool“, dachten HerrBitte und ich, „das schauen wir uns mal an.“. In der Dokumentation ging es um ein dänisches Ehepaar, das ein Geschwisterpaar aus Äthiopien adoptieren wollte. Die Regisseurin begleitete in dem Film sowohl das dänische Ehepaar als auch die leiblichen Eltern der beiden Kinder über einen Zeitraum von vier Jahren.

Alles begann mit DEM Anruf und dem Flug der zwei Dänen nach Äthiopien. Dort trafen sie ihre zukünftigen Adoptivkinder in der hiesigen Adoptionsvermittlungsagentur. Die Kinder wurden sofort angehalten doch bitte ihre NEUEN Eltern zu begrüßen, zu umarmen und zu küssen. Was genau ist jetzt los???, dachten sich HerrBitte und ich? Warum lässt man den Kindern, die immerhin schon circa ein und drei Jahre alt waren, denn bitte nicht ihre eigene Zeit? Zudem sei nochmal festzuhalten, dass die beiden durchaus auch noch leibliche Eltern hatten, die jedoch auf Grund von Armut und Krankheit Sorge hatten, ihre fünf Kinder nicht alle durchbringen zu können. Es ging dann weiter damit, dass sich die leiblichen Eltern gerne am Flughafen von ihren Kindern verabschieden wollten. Das war den dänischen Herrschaften jedoch so gar nicht recht, DENN 10 Stunden Flug mit weinenden Kindern, sei ja dann doch etwas zu anstrengend. Das wurde den Eltern jedoch nicht gesagt, sondern über ihren Kopf hinweg entschieden. Die leiblichen Eltern bekamen lediglich die Info „Man wisse noch nicht, wann der Rückflug sei.“ Uns wich die Farbe aus dem Gesicht. Wie kann man sich so unbeschreiblich arrogant und unsensibel verhalten?

Den Kindern wurde weder die Möglichkeit gegeben Abschied von ihren leiblichen Eltern zu nehmen, noch wurde ihnen irgendetwas zu ihrer neuen Situation erklärt. Als dann zurück in Dänemark die ältere Tochter begann zu rebellieren und dort die elitäre dänische Bude auseinanderzunehmen (welch Wunder…nicht!!), waren die Adoptiveltern ratlos und gekränkt. Da hatte man doch diesem kleinen Kind aus ärmlichen Verhältnissen ein Leben in Saus’ und Braus’ ermöglicht und was macht das Gör? Das will zu seinen leiblichen Eltern zurück nach Afrika. Wie undankbar. Ironie off!

Der Höhepunkt war ein Telefonat der dänischen Adoptivmutter, die furchtbar unzufrieden mit der aktuellen Situation war und zu ihrem Gesprächspartner doch allen Ernstes sagte: „Es ist, als habe man eine Niete gezogen.“. Wir saßen vor dem Fernseher und wussten nicht, ob wir kreischen oder weinen sollten. „Sie hat Niete gesagt, oder?…Hat sie wirklich N-I-E-T-E gesagt?!“. Das Ende vom Lied war dann, dass die große Adoptivtochter in Dänemark in eine Pflegefamilie abgegeben wurde, während die leiblichen Eltern in Äthiopien umkamen vor Sorge, weil sie so lange nichts von ihren Kindern gehört haben. Die Tatsache, dass die Adoptiveltern nach Ausstrahlung der Sendung in Dänemark Polizeischutz beantragen mussten, komplettiert das ganze Drama irgendwie.

Die arrogante Art wohlhabender Europäer, Kinder aus dritte Welt Ländern zu adoptieren und der schreckliche Umgang dieses Ehepaars mit den Kindern und deren leiblichen Eltern haben uns beide zutiefst erschreckt und echt erschüttert. Einzig gut ist die Wirkung der Dokumentation auf das dänische Adoptivgesetz. Das wurde nämlich kurzerhand nach Ausstrahlung dahingehend geändert, dass nur noch staatliche Adoptionsvermittlungen erlaubt sind. Private, profitorientierte Adoptionsagenturen sind dort nicht mehr zugelassen…na, wenigstens etwas!

Wer sich das ganze Drama auch antuen möchte, der sei auf folgenden link verwiesen:

ARD Dokumentation „Die Adoption“

Aber sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt!!!

13 Kommentare

  1. Ellen sagt:

    Hallo Frau Bitte, ich habe die Doku auch gesehen und war genauso geschockt, wütend und traurig wie ihr. Ich habe Rotz und Wasser geheult. Das arme Mädchen. Diese Adoptiveltern, ganz besonders die Mutter, waren so kalt und grausam, dass es mir den Hals zuschnürte! Und da musste dann das arme Mädchen alleine durch. Zwei bzw. drei gegen Eine. Bzw Drei, weil der Psychologe doch auch nicht mehr alle Latten am Zaun hatte. Von Anfang bis Ende ist da aber alles schief gelaufen. Ich hoffe, dass es jetzt, wie im Abspann beschrieben, wirklich andere Gesetze gibt und die Jugendämter einen besseren Job machen als diese schrecklichen Agenturen. Das Leben des armen Mädchens wurde auf jeden Fall auf grausamste Weise zerstört! 😦

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    1. familiebitte sagt:

      Ja, das war wirklich traurig und tragisch:(

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  2. MamboLeo sagt:

    Hallo FrauBitte!
    Echt der Schocker! Meine Freundin hat mir heute morgen eben den link geschickt, damit ich mir die Sendung anschauen kann. Nun hast du mir den roten Faden gegeben und ich glaub ich muss es nicht mehr sehen.
    Ich kann nur sagen, dass ich viele Europäische Ehepaare hier in Kenia kennen gelernt habe, welche bereits mit ihren Schätzen ein wunderbares bonding hatten (was natürlich ein fortlaufender Prozess ist) und es eine Freude ist, diese Familien zu erleben! Bei fast allen sind es jedoch Kinder, welche ihre leiblichen Eltern nicht kennen und aus Heimen kommen.
    Das Risiko ist ja bei solchen Sendungen, dass dann plötzlich so generalisiert wird.

    Bleibt zu hoffen, dass viele durch diese Sendung etwas positives lernen, das zum Leben dient!

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    1. familiebitte sagt:

      Liebe MamboLeo, ich gebe Dir absolut Recht und ich hoffe, ich habe nicht den Eindruck geweckt, dass ich grundsätzlich gegen Auslandsadoptionen bin. Ich finde es nur total wichtig, die Sache doppelt und dreifach behutsam anzugehen, da die Kinder ja nicht nur in eine neue Familie, sondern auch in eine völlig neue Umgebung kommen. Ich glaube aber auch, dass es viele tolle Eltern da draußen gibt, die das sicherlich sehr sensibel, empathisch und prima machen.
      Beste Grüße, FrauBitte

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      1. MamboLeo sagt:

        Hallihallo! Nein, den Eindruck hast du nicht erweckt! Ich finde es ist absolut oberste Priorität, dass in solch krassen Situationen, wo Kinder in neue Umgebung/Kultur/Bezugspersonen etc kommen, dies mit grösstmöglicher Einfühlsamkeit, Wissen und Verständnis umgegangen wird!

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  3. believe sagt:

    Allein deine Worte machen mich wütend auf diese Agentur und die Dänen, die den armen Kindern das angetan haben. Ich werde mir das wohl heute Abend mal ansehen, aber ich weiß jetzt schon, dass ich genau so wütend werde wie ihr.
    Immerhin hat das ganze eine Sache bewirkt, die Gesetzesänderung hin zu Seriosität…

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    1. familiebitte sagt:

      Huhu, ja schau’s Dir mal an…bin gespannt, wie Du’s empfindest. LG, FrauBitte

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  4. Preciosa sagt:

    Puh gerade frage ich mich obs gut wäre wenn ichs mir anschaue, rege mich dann immer furchtbar auf und allein bei dem was ich von dir hier lese geht mir schon die Hutschnur hoch. Kein Wunder das das Thema „Adoption“ immer so negativ behaftet ist wenn es Leute wie diese Agenturen und reichen egoistischen Adoptiveltern gibt. Da gehts halt null ums Kind sondern nur um Profit. Am Ende haben die „Eltern“ das auch nur gemacht um Ansehen zu bekommen „guckt mal wir sind soooo nett und *retten* diese Kinder…“. Furchtbar! Bin ich froh das ich viele andere Beispiele kenne die weitaus positiver sind 🙂

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    1. familiebitte sagt:

      Das war wirklich ne Doku zum Aufregen…😤
      Aber diese anderen, ganz tollen Adoptiveltern gibt es mit Sicherheit in der Überzahl!!
      Hoffe, Dir geht es sehr gut und der Bauch wächst ordentlich😊

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  5. Katja sagt:

    Nach deinen Eintrag haben wir uns die Doku angesehen und ich fand es streckenweise unerträglich. Ich konnte kaum hinschauen und hab geheult wie ein Schlosshund.
    Wie verzweifelt müssen Eltern bitte sein, die ihr Kind weggeben müssen. Ich habe deren Qualen fast körperlich gespürt. Das ist so unglaublich unfassbar.
    Dann die beiden Kinder! Besonders natürlich das Mädchen, was zum Zeitpunkt der Adoption so alt war wie meine Tochter jetzt. Wenn ich mir vorstelle, sie soll von heute auf morgen in eine total fremde Umgebung mit fremden Leuten – da hat das Mädchen im Film doch nicht im Ansatz „überreagiert“!!! Das was man da zu sehen bekommen hat, war für uns das total normale Verhalten eines Kindes in diesem Alter. Was ich auch schlimm fand, dass man kaum Szenen zu sehen bekam, wo versucht wurde auf die Kinder einzugehen. Nur Verbote, nur Diskussionen. Besonders schlimm die Szene am Tisch beim Essen – die Kleine hat falsch gekaut!! So traurig!
    Wie können Mensch en nur so eiskalt sein? Sie schienen die kleine Maus zum Schluss regelrecht zu hassen! Das hat mir nur beim zusehen schon sehr wehgetan. Wie schrecklich muss das für das Mädchen gewesen sein… Diese Doku wird noch ganz lange bei mir nachwirken!!!

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    1. familiebitte sagt:

      Liebe Katja, mir geht es ähnlich wie Dir…die wirkt wirklich ziemlich nachhaltig:(
      Beste Grüße, FrauBitte

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  6. dietine31 sagt:

    Hi,

    Hab es jetzt auch endlich geschafft mir die Doku anzusehen.

    Ich bin dankbar für diese Doku. Sie hat mich sehr demütig gemacht und mir direkt gezeigt, wie blind der Mensch ist, wenn er sich von seiner Sehnsucht und Not lenken lässt.

    Auch wenn diese Doku schreckliche Zustände aufzeigt, zeigt es eigentlich deutlich wie viele Schicksale dort aufeinander treffen und wie groß diese Herausforderung ist.
    Auf beiden Seiten: man hat total überforderte und ungeeignete Adoptiveltern gesehen und schlecht informierte leibliche Eltern. Dabei sehe ich bei diesen gar nicht die eigentliche Schuld, sondern wenn man der Darstellung der Doku glauben kann, hauptsächlich bei der Adoptionsagentur, die hier wohl nur den Profit im Auge hatte und die Verantwortung, die damit einhergeht, bewusst ignoriert hat.

    Ich finde es sehr traurig was da den Kindern und den Eltern zugemutet wurde.

    Aber man muss auch bei solchen Dokumentationen vorsichtig sein. Auch wenn es sehr realistisch und wahrheitsgetreu wirkt, sehen wir nur das Bildmaterial was der Regisseur uns bereitstellt. Ein Schnitt kann hier auch ein Bild schnell verzehren.

    Es bleibt einfach zu hoffen, dass es immer weniger solche Adoptionsagenturen gibt und das Wohl des Kindes im Vordergrund steht.

    LG
    Die Tine

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  7. familiebitte sagt:

    Huhu liebe Tine, ich hatte auch den Gedanken mit dem Bildmaterial. Auf der einen Seite sieht man die leibliche Mutter, die mit ihren Kindern Teilchen springt etc. und auf der anderen Seite sieht man die Adoptivmutter ausschließlich genervt und nörgelnd…da bleibt dem Leser wahrscheinlich wirklich einiges verborgen. Nichts desto trotz ist klar, genau wie Du schreibst, dass das ganze Desaster auf den Rücken der Kinder ausgetragen wird und dass den beiden vieles erspart geblieben wäre, wenn es eine seriöse Adoptionsagentur gegeben hätte. Tragisch irgendwie:(
    Beste Grüße, FrauBitte

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